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Zweite Vorlesung der Heinrich-Heine-Gastprofessur
Brandauer lässt Heine zu Wort kommen

„Einen deutschen Dichter denken“, wollte Klaus Maria Brandauer in der zweiten Vorlesung seiner Heinrich-Heine-Gastprofessur. Am gestrigen Abend gelang ihm nicht nur das – er zeigte darüber hinaus auch die Aktualität des Namensgebers der Universität auf. Gemeinsam mit dem Pianisten Arno Waschk am Flügel begeisterte der österreichische Schauspieler im vollbesetzten Hörsaal 3A das Publikum.

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Heinrich-Heine-Gastprofessor Klaus Maria Brandauer und sein Pianist Arno Waschk begeistern das Publikum im vollbesetzen Hörsaal 3A.

Nur wenige bekannte Verse trug Klaus Maria Brandauer am zweiten Termin der mit „Liebe, Revolution, Europa“ überschriebenen Vorlesungsreihe vor, er konzentrierte sich bei seiner Lesung vor allem auf Heines Text „Französische Zustände“, die er für die Augsburger Allgemeine Zeitung verfasste, und auf seinen Essay „Shakespeares Mädchen und Frauen“. Der Bericht aus Paris zu Zeiten der Cholera von 1832 zeigte erschreckende Parallelen zu unserer Gegenwart. Dabei gelang es Brandauer, den fast 200 Jahre alten Text so zu lesen, dass er wie zeitgenössisch klang: „Nichts gleicht der Verwirrung, womit jetzt plötzlich Sicherungsanstalten getroffen wurden. Es bildete sich eine Commission sanitaire, es wurden überall Bureaux de secours eingerichtet, und die Verordnung in betreff der Salubrité publique sollte schleunigst in Wirksamkeit treten. Da kollidierte man zuerst mit den Interessen einiger tausend Menschen, die den öffentlichen Schmutz als ihre Domäne betrachten“, las er als sei es gestern geschehen.  

Mit Arno Waschks Vortrag einer Klavierbearbeitung der Ouvertüre zum Fliegenden Holländer segelte Brandauer mit dem Publikum dann nach England, nahm die europäische Perspektive in den Blick. In dem gelesenen Auszug aus dem Shakespeare-Essay zeigte Brandauer mit Heine, Shakespeare und die Dichter der Antike als diejenigen „die Wahrheit verklärten durch Gesang, und im Gesange nur die Stimme der Wahrheit tönen ließen.“  Auch hier machte Brandauers Vortrag den Text wieder zugänglich.

„Heine erfüllt mich mit Bewunderung“, so Brandauer, der am Ende der gut anderthalbstündigen Vorlesung zugab „ich wollte Heine, den ich liebe, zu Wort kommen lassen, wo es nur geht“. Er bedankte sich herzlich für die Möglichkeit, in Düsseldorf aus Heines Werken zu lesen und Rektorin Prof. Dr. Anja Steinbeck bedankte sich im Namen des Publikums für die wunderbare Veranstaltung: „Sie haben uns einen unvergesslichen Abend beschert.“

 

Über die Heinrich-Heine-Gastprofessur

Die Heinrich-Heine-Gastprofessur ist ein Geschenk des Landes Nordrhein-Westfalen an die Universität zu ihrer Namensgebung im Jahr 1988. Vor Klaus Maria Brandauer waren u. a. Helmut Schmidt, Juli Zeh, Wolf Biermann, Siegfried Lenz, Joschka Fischer, Antje Vollmer, Karl Kardinal Lehmann, Ulrich Wickert und zuletzt Joachim Gauck Heine-Gastprofessoren. Erster Heinrich-Heine-Gastprofessor war 1991 Marcel Reich-Ranicki. Die Gastprofessur wird stets auf Vorschlag der Rektorin oder des Rektors an meinungsfreudige und der Wissenschaft zugewandte Persönlichkeiten verliehen.

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Kategorie/n: Schlagzeilen, Pressemeldungen
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Rektorin Prof. Dr. Anja Steinbeck bedankte sich bei Klaus Maruia Brandauer mit einem Empfang in Schloss Mickeln, dem Gästehaus der Universität.

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